Mittwoch, 15. September 2010

Links moved / Links verschoben / Переместил ссылки

I moved all links to language related blogs to my etymology blog "Etymolist".
Ich habe alle Links mit Sprachblogs auf mein Etymologie-Blog "Etymolist" verschoben.
Я переместил все ссылки к языковым блогам на мой этимолгический блог "Etymolist".

Dienstag, 16. Februar 2010

Ein Werk kommt ans Licht

(This is a story I wrote in 1999. It's inspired by a Borges story - who can guess, which one? / Diese Geschichte habe ich 1999 geschrieben, inspiriert durch eine Kurzgeschichte von Borges. Wer rät, welche es ist?)

Ich bin allein. Niemand ist hier um mich in dieser Einöde. In dieser kalten Höhle, weit von jedem Herdfeuer, lebe nur ich. Niemand, der zu mir spricht; niemand, zu dem ich sprechen kann. Daher spreche ich zu mir selbst, das ist am besten. Ein Gedanke reiht sich an den anderen, in einer langen, ungestörten, brillanten Kette von Einfällen, in die sich niemand störend einmischt.
Oft kommt es vor, dass ein Gedanke sich in einen anderen verwandelt, dann in einen weiteren, der sich wieder verwandelt, dann eine wieder neue Gestalt annimmt, sich in sein Gegenteil verkehrt, dann grübele ich über den Widerspruch; endlich löse ich ihn auf, kehre in einer weiteren Windung auf die alte Bahn meiner Gedanken zurück; verfolge den Gedanken weiter, wie er sich hierhin und dorthin biegt; und oft, sehr oft, kehrt der Gedanke wieder an seinen Ursprung zurück, dann bin ich zufrieden.
Es heißt oft, dass das Leben ein Kreis ist. Das ist soweit wahr, dass die Dinge oft wieder zu einem wichtigen Punkt zurückkehren. Aber diese Bahn ist kein geometrisch glatter Kreis, nein, diese Bahn gleicht einer goldenen Kette, die kreuz und quer durch einen Saal gezogen und um Säulen gewickelt wurde und deren Enden dann wieder zusammengebunden wurden. Ich habe das hier in meiner Höhle versucht: ich habe eine Kette um einen Pfeiler gewickelt und sie dann von einem Ende zum anderen gezogen. Oh, wie viele Windungen ergibt das! Wie oft kann man die Richtung wechseln! Wie verwickelt wird das Ergebnis! Ich musste oft genug auf der Hut sein, dass ich mich nicht selbst in meine eigenen Windungen verwickelte.
Diese Kette ist mir das Liebste aus meinem Schatz, da sie mich ständig an meine Aufgabe erinnert. Ich bin an diese Aufgabe gebunden. Ich lebe hier allein, in meiner Einöde, weil ich meine Aufgabe erfüllen muss. Die Menschen nennen diese Ort Gritaheidr. Aber Menschen kommen nicht oft hierher. Das ist der Grund, warum ich diesen Ort zu meinem Aufenthalt erwählt habe. Die Gesellschaft von Menschen ist mir ein Greuel. Dieses Gehetze und Gewimmel, dieser Lärm und diese Gier nach irdischen Gütern, diese Gier! Alle jagen nach dem Blut der Schlange, nach dem roten, gefrorenen Schimmer, der sie reich macht - reich, bis es ihnen jemand raubt oder sie selber es vergeuden. Oh, wie wenig schätzen und achten sie, wonach sie doch so sehr jagen! Kaum haben sie es gefunden, so geben sie es wieder hin, für Tand und wertlosen Plunder, verschwenden es, um groß zu erscheinen in den Augen der Welt, um sich die Gesellschaft von ihresgleichen zu erkaufen, um sich am Glücksspiel oder am roten Wein zu berauschen!
Wie klein, wie lächerlich! Zu vergänglich ist der Ruhm der Welt, als dass es sich lohnen würde, die Schönheit des Beständigen dagegen einzutauschen. Und wie man diese Schönheit für die Gesellschaft von Menschen opfern kann, ist mir ein Rätsel; diese Reinheit, diese Klarheit, diesen Glanz hinzugeben für Lärm und Schmutz - zeigt dies nicht, dass diese Gier der Menschen nichts ist, als Wahnsinn und Verblendung?
Und was will ich mit Wein, wenn ich die Milch der Schlange trinken kann? Wenn ich mich berauschen kann am Schimmer der Pokale, der Münzen, der Ringe, Armbänder und Ketten? Oh Narren, Narren, die ihr hängt an der Vergänglichkeit der Welt, die ihr den Schimmer der Ewigkeit nicht seht!
Dies nun ist meine Aufgabe - diesen Schatz zu bewahren vor der Gier der Menschen. Auf dass niemand komme, um ihn zu beflecken; auf dass niemand auseinander reiße, was doch zusammengehört; auf das kein Auge sehe, was doch nur Gier weckt. Ihr seht, ich schütze nicht nur das Reine vor der Besudelung; ich schütze auch euch vor eurer eigenen Gier. Mir ist sie fremd. Ich lebe hier, einsam und allein. Mein Leben ist schlicht: mein Lager ist der nackte Fels, mein Trunk das Wasser, das aus den Spalten rinnt, meine Speise das Getier der Heide. Wenig brauche ich, denn ich lebe für meine Aufgabe.
Oh, ihr könnt mich einen Heiligen nennen, eine Engel gar - ihr wisst selbst, dass ihr euch irren würdet. Wer will, mag meine Askese bewundern, mir bedeutet Bewunderung der Menschen ebenso wenig wie ihr Abscheu. Das sind menschliche Torheiten. Abscheu beweist, dass ihr nicht alles versteht, Bewunderung, dass ihr nicht alles wisst. So wisset - niemand, der lebt, ist ohne Laster, niemand, der lebt, ist ohne Schuld. Auch ich trage eine Schuld.
Als ich jung war, jung wie die Welt, da lebte ich nicht allein. Mein Vater war ein Hexenmeister, wie ihn die Welt seither nicht mehr gesehen hat. Sogar die Götter beneideten ihn, denn er besaß mehr Wissen, als einem Geschöpf geziemt. Seine Künste trugen diesen Schatz zusammen, der ebenso unvergleichlich ist, wie seine Kunst.
Als ich jung war, spielte ich mit diesem blitzenden Gold, bewegte mich durch Haufen von Ringen und Münzen, in denen sich mein glänzender, geschmeidiger Körper spiegelte. Das Leben war eine Lust. Stundenlang weilte ich in diesen glänzenden Hallen, ließ mich vom Glanz der Kleinode berauschen - blitzendes Gold, rote Ringe, lange, schwere Ketten...
Oh Vater! Warum ließt du dich von menschlicher Gier hinreißen? Warum konntest du nicht dem Wunsch widerstehen, ein Großer in dieser vergänglichen Welt zu sein? Warum musstest du gleißen und prahlen mit dem, was verschwiegen werden soll, weggeben, was bewahrt werden soll, der Welt zeigen, was keines Menschen Auge sehen soll? Das Laster hatte ihn in seiner Gewalt und um ihn vor seiner Sünde zu bewahren, musste ich selbst eine Sünde begehen. So lud ich Schuld auf mich.
Noch immer sehe ich seine Augen vor mir, als er begriff, dass ich ihn töten würde. Er verstand nicht, dass ich keine Wahl hatte; er dachte, dass mich dieselbe Gier trieb, wie ihn.
Ich bereue nicht die Tat. Ich bereue, dass er mich nicht verstand. Wenn er mich verstanden hätte, dann hätte ich ihn nicht töten müssen. Seitdem bin ich allein mit seinem Schatz. Nie wieder soll er die Gier der Menschen wecken. Unversehrt soll er hier liegen und ich werde ihn bewachen, bis mein Ende kommt.
Welche Freude bleibt mir? Oh, ich kann durch die Hallen meiner Höhle wandern, die Juwelen meines Schatzes bewundern, in denen der Glanz meines Leibes wiederscheint. Geschmeidig gleite ich über Haufen von Ringen und Münzen, krieche unter Ketten hindurch, meinen muskulösen Leib liebkosen kühle Kleinodien. Oh, welche Lust, die frische Kühle der Schlangenmilch zu spüren, in ihr liegend sich hin- und herzudrehen, sich zu biegen, sich zu wälzen, zu fühlen, unter mir liegen Berge und Berge von Schönheit! Zu sehen, wie sich der Glanz meines Leibes verbindet mit dem Glanz des Goldes, sich verstärkt, wächst und wächst, bis ich die Augen schließen muss vor meinem eigenen Licht!
Oh, ich drehe mich, winde mich, bewege mich vorwärts und rückwärts, nach rechts und links, nach oben und unten, mein kräftiger, biegsamer Körper lässt das Gold klingen...
Ach, nicht lange mehr wird mein Werk bewahrt werden. Im Augenblick seines Todes hat mein Vater mich verflucht. Damals verstand ich ihn nicht. Sein Fluch war, dass ich mein Schicksal erfahren sollte. Nun weiß ich, wie schwer es ist, zu wissen, was wird. Früher liebte ich es, das Licht der Sterne auf meinen Schatz fallen zu lassen. In der Kühle der Nacht lag ich auf dem kühlen Gold im milchigen Licht. Oft träumte ich, dass mein Schatz sich bewegte, die Ringe rollten, die Berge von Kleinodien hoben und senkten sich, die Ketten krochen darüber hinweg, und auf allem lag ich, mein glänzender, kräftiger Leib hielt alles beieinander, und ich war das schimmernde Juwel an der Spitze der Krone.
Doch dann begannen die Sterne, zu mir zu sprechen. Sie sprachen in schweren Träumen. Ich träumte von einer Schmiede, dunkel und kalt, in der jäh ein Feuer entflammte. In diesem Feuer wuchs ein Schwert, aus kaltem, glänzenden Stahl, so scharf, so spitz, und die Runen sagten mir, das es Gram hieß. Oh, wie beißend der Anblick des harten Metalls! Dann träumte ich von schuppigen Panzern, die in zwei Hälften gehackt werden - dieser Schmerz!
Ich weiß, meine Stunde ist nah. Mein Schatz wird befleckt und entweiht, und mein Leben wird dahingehen; vergebens habe ich Schuld auf mich geladen. Niemand wird mehr Schönheit und Reinheit bewahren, menschliche Gier wird befriedigt werden. Ein habsüchtiger Totschläger wird diese unermessliche Schönheit auseinander reißen und an andere Menschen verschwenden und dafür wird er Siegfried, der Held genannt werden. Aber ich, der sein Leben dafür geopfert hat, die Menschen vor sich selbst zu schützen, werde Untier genannt werden, Fafnir, die greuliche Schlange.
Nicht mehr lange bin ich allein. Schwertwasser wird fließen, Schlangenmilch beflecken. Dann wird diese Höhle leer sein. Doch vorher werde ich meinen Fluch ausstoßen, im letzten Atemzug, und ich weiß: Der wird kommen, der mein Werk vollendet.

Salvage Operation

My next post (after a hiatus of 8 months) consists of a short story from my now defunct Geocities page. The content is all in German.